Sehr geehrte Damen und Herren,
über das Thema Zuckerrübenanbau in Niederösterreich gab und gibt es seit mehr als drei Jahren intensive Diskussionen und viele Gespräche mit wenig Erfolg. Für die Rübenbauern im Marchfeld und die ArbeitnehmerInnen im involvierten Industriezweig ist diese Situation nicht mehr länger hinnehmbar.
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass die Anbauflächen im Einzugsgebiet der Zuckerrübenfabrik Leopoldsdorf immer weniger werden? Die Antwort darauf ist wenig erfreulich, denn immer mehr LandwirtInnen müssen aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven aufgeben:
- Durch die Abschaffung der „Europäischen Zuckermarktordnung“ kam es zu massiven Wettbewerbsverzerrungen in ganz Europa. Die Folge: Der hohe Preisdruck macht den Zuckerrübenanbau bei uns immer unwirtschaftlicher.
- Durch den Wegfall der Zuckermarktordnung wurde der Markt für den Welthandel geöffnet – mit weitreichenden Folgen für unsere Arbeitsplätze.
- Der Schädlingsdruck (Rübenrüssler) ist in unserer Region sehr stark, die Rübenbauern haben dafür aber nicht die ausreichenden Mittel („planbare Werkzeuge“) zur Verfügung, um diesem Problem entgegenzuwirken.
- Die Wasserknappheit in der Region und der Klimawandel sind für unsere LandwirtInnen zusätzliche Ungunstfaktoren in dieser schwierigen Situation.
Als Landesvorsitzender der SPÖ Bäuerinnen und Bauern in Niederösterreich setze ich mich seit vielen Jahren für den Zuckerrübenanbau ein und sehe dabei auch die Anstrengungen der betroffenen Rübenbauern und der Zuckerindustrie. Allerdings fehlen die nötigen Rahmenbedingungen und „planbaren Werkzeuge“ für die Zukunft, die von der Politik vorgegeben werden müssten.
Ich trete daher für folgende Maßnahmen ein, um dem heimischen Zuckerrübenanbau wieder eine Zukunftsperspektive zu geben:
- In der neuen GAP-Periode soll der regionale Zuckerrübenanbau steuerlich verstärkt berücksichtigt werden (z. B. bei den Produktionsfaktoren).
- Treffsicherheit der Risikovorsorge erhöhen: Bis die Thematik der Notfallzulassungen gelöst ist, soll der geförderte Prozentsatz des Prämienaufteilungsschlüssels um weitere 5 bis 10 Prozent erhöht werden.
- Mehr Forschung im Bereich des Pflanzenschutzes und der Fraßschädlinge: Wir SPÖ Bäuerinnen und Bauern haben wiederholt eine Reform des europäischen Zulassungsverfahrens gefordert und für Forschungsinitiativen geworben, um „planbare Werkzeuge“ im Bereich des Pflanzenschutzes bzw. der Fraßschädlinge zur Verfügung stellen zu können. Aufgrund der Versäumnisse des zuständigen Ministeriums gibt es aber weiterhin nur Notfallzulassungen, die Schäden lediglich minimieren und wenig Perspektiven bieten. Wir waren und sind gerne bereit, bei einem „Runden Tisch“ teilzunehmen, um so mit allen Beteiligten Lösungen zu erarbeiten.
- Der Ausbau des Marchfeldkanals und die Sicherstellung von benötigtem Grundwasser für die Feldbewässerung sind in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten eine zielführende Maßnahme zur Ankurbelung der Wirtschaft und hätten auch einen nachhaltigen Nutzen für die nächsten Generationen.
Ich werde mich weiterhin für den regionalen Zuckerrübenanbau, den Erhalt der Arbeitsplätze und die Stärkung des ländlichen Raumes einsetzen.
KR Ernst Wagendristel
NÖ-Landesvorsitzender der
SPÖ Bäuerinnen & Bauern